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Wie macht man aus einer Mannschaft ein gutes Team?

Alle Jahre wieder stehen Trainer und sportliche Leiter vor der Herausforderung aus verschiedenen Spielern und damit verschiedenen Charakteren ein funktionierendes Team zu formen. Der Stamm aus bestehenden Spielern wird durch Transfers meist punktuell verstärkt. Oftmals wird dabei vergessen, dass ein Sportler innerhalb einer Mannschaft nicht einfach durch einen neuen Sportler ersetzt werden kann und ein Spielerwechsel häufig weitreichende Konsequenzen für das Mannschaftsgefüge mit sich bringt.

Erfolg und Zusammengehörigkeitsgefühl durch Teamentwicklung nachhaltig steigern 

Das Mannschaftsgefüge verhält sich dabei oftmals wie ein Perpetuum Mobile, das durch Eigenschaften, die ein neuer Spieler mitbringt, leicht aus der Balance gebracht werden kann. Dies kann sowohl positive als auch negative Effekte zur Folge haben. Erfolg wirkt sich positiv auf das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Mannschaft aus. Ein hohes Zusammengehörigkeitsgefühl wirkt sich jedoch auch positiv auf eine höhere, konstante Erfolgswahrscheinlichkeit aus. Das Zusammengehörigkeitsgefühl lässt sich durch eine gezielte Teamentwicklung stärken. Ziel für Vereine muss es demnach sein, die zirkuläre Beziehung zwischen Erfolg und Zusammengehörigkeitsgefühl durch Teamentwicklungsmaßnahmen zu gewährleisten, um langfristigen Erfolg sicherstellen zu können.

Charakteristika eines erfolgreichen Teams 

Um ein Team zu entwickeln muss zunächst definiert werden, was die Merkmale hierfür sind und was ein erfolgreiches Team ausmacht. Ein Team ist ein soziales System, das sich von der Umwelt abgrenzt, dabei jedoch mit ihr interagiert. Dieses System darf man nicht auf die Spieler begrenzen, sondern muss vielmehr das gesamte Umfeld um die Mannschaft bestehend aus der sportlicher Leitung, Trainern, Physiotherapeuten, aber auch Teampsychologen und Betreuern einbeziehen. In einem so emotionalen Feld wie dem Sport spielen insbesondere gruppendynamische Prozesse hier eine bedeutende Rolle. 

In der Sozialpsychologie nutzt man meist den Begriff „Gruppe“, welcher mit dem im Sport verwendeten Begriff „Team“ gleichzusetzen ist. Man geht davon aus, dass Gruppen eine begrenzte Anzahl an Personen umfassen, welche in der Regel zwischen drei und 25 Teilnehmern liegt. Die Mitglieder haben dabei gemeinsame Interessen und Ziele und bestimmte Wertvorstellungen, Normen und Eigenschaften. Die Mitglieder der Gruppe stehen in unterschiedlichen Beziehungen zueinander und kommunizieren regelmäßig untereinander, wodurch sie ein Bewusstsein für die psycho-sozialen Wirkungszusammenhänge innerhalb der Gruppe entwickeln (Vgl. Wilhelm 2006). 

 

Besonderheiten von Profisport-Teams 

Übertragen auf den Mannschaftssport müssen hier drei Faktoren ergänzt werden. Als erstes muss davon ausgegangen werden, dass es eine gewisse Zielambiguität zwischen den individuellen Karrierezielen der Sportler und den Zielen des Vereins und damit des Teams gibt. Dabei ist es wichtig, sich diese teils unterschiedlichen Ziele bewusst zu machen und sich damit auseinanderzusetzen. Zweitens muss für Teams im Profisport erwähnt werden, dass diese meist einem hohen, externen Druck von Fans, Journalisten und anderen Marktteilnehmern unterliegen. Der dritte Faktor ist die Balance zwischen Kooperation und Konkurrenz im Team. Während in der Zusammenarbeit im außersportlichen Arbeitsumfeld meist ein deutlich reduziertes Konkurrenzdenken vorherrscht, ist dies im Sport wesentlich ausgeprägter vorzufinden. Ein gesunder Konkurrenzkampf um die Stammplätze sichert dabei die Leistungsfähigkeit der Spieler und verhindert, dass einzelne Spieler sich auf bisherigen Leistungen ausruhen. Doch wie schafft man es nun aus Einzelspielern ein funktionierendes, leistungsstarkes Team zu formen?

 

Eine gemeinsame Vision als Basis des Team-Erfolgs

Im ersten Schritt sollte eine klare Team-Philosophie entwickelt werden, die sich mit Teamzielen, Rollenverständnissen sowie Normen und Verhaltensweisen auseinandersetzt. Wichtig dabei ist, dass dies im Austausch mit allen Betroffenen erarbeitet wird und nicht von der Führung entwickelt und aufgesetzt wird. Was in der Arbeitswelt und insbesondere im Management von Organisationen bereits Gang und Gebe ist, sollte im Sport mit besonderer Bedacht durchgeführt werden. Es muss davon ausgegangen werden, dass Spieler im Gegensatz zu Angestellten außerhalb des Sports bisher keinen Kontakt und keine Erfahrungen mit der Ausarbeitung einer Vision und gemeinsamer Ziele haben.

Auch die Kommunikation innerhalb des gesamten Teams spielt eine wichtige Rolle bei der Erreichung der gesetzten Ziele. Unterschiedliche Sprachen in Mannschaften aus dem Profi-Sport erschweren diese Kommunikation. Hier muss ein Weg gefunden werden, die Integration ausländischer Spieler schnell voranzutreiben. Teamentwicklung sollte dabei nie ein in Phasen unterteilter gleichbleibender Prozess sein. Vielmehr gilt es hier auf Entwicklungen schnellstmöglich zu reagieren und das Gesamtkonstrukt so im Gleichgewicht zu halten.

Ziel der Teamentwicklung muss es daher sein, einen konstanten Erfolg zu gewährleisten, der unabhängig von Personen ist und damit Spieler und Trainer überdauern kann und Teil der DNA des Vereins ist.

 

Quellen:

- Lau, A. (2005): Das Teamentwicklungstraining – ein systemisches Konzept für die Mannschaftssportspiele. In Leipziger Sportwissenschaftliche Beiträge, 46(1), (S. 64 – 82)

- Wilhelm, A. (2006): Gruppen. In Tietjens, M & Strauß, B: Handbuch Sportpsychologie (S. 197 – 204), Schorndorf: Hofmann

 

Author:

Stefan Bader, Geschäftsführer der teamwerk sport GmbH

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